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Was können wir schon mit Gewissheit sagen?

Wir baden in einem Meer an Ungewissheit – Krisen schütteln unsere Welt und ziehen uns den sicher geglaubten Boden unter den Füßen weg. Wir erfahren zunehmend, dass unsere etablierten Systeme keine verlässlichen Antworten mehr liefern können. Und gerade wenn wir das Gefühl haben, dass ein Lichtblick am Horizont auftaucht, kommt schon die nächste Welle angerollt.

Wie lange wird die Krisenzeit noch andauern und was wird noch alles auf uns zukommen? Wir wissen es nicht!

Wir können unsere Zukunft nicht voraussagen und trotzdem suchen wir im Moment nach Halt und Sicherheit. Wie kann es uns gelingen, ins Vertrauen zu gehen und auf den Wellen des Lebens zu reiten, anstatt gegen das Ertrinken zu kämpfen? Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen in eine Art Schockstarre gefallen sind und ohnmächtig und resigniert auf das Weltgeschehen blicken. So kam z.B. ein junger Student zu mir in die Beratung mit dem Anliegen, dass er sich nicht aufraffen kann, für Klausuren zu lernen, obwohl er interessiert ein klares berufliches Ziel verfolgt. Im Laufe des Gesprächs brachte er folgende Gedanken zum Ausdruck: „mein Weltbild kommt an Grenzen! Bisher war ich immer optimistisch und hatte den Glaubenssatz: ich schaffe es, wenn ich will! Ich dachte, wir sind auf dem Weg in eine bessere Welt, jetzt gibt es einen Krieg in Europa. Die politische Kommunikation empfinde ich nicht als sachlich, sondern als manipulativ und angstmachend. Der Amoklauf in Heidelberg hat in meinen gewaltfreien Raum eingegriffen und mich sehr betroffen gemacht. Über allem steht dann noch die Klimakrise, für die ich auf Vieles verzichte. Ich merke, dass ich als einzelner Mensch zu wenig Impact habe. Es reicht nicht, wenn ich mich zusammenreiße, wir müssen alle an einem Strang ziehen, damit wir zu einer Lösung kommen.“

Dieser Weltschmerz steckt uns allen irgendwie in den Knochen und raubt uns Lebensfreude und Energie.

Wir befinden uns in einer Art Übergangszeit und spüren, dass uns Altbekanntes verloren geht und Verlust geht immer auch mit Angst einher. In einer Zeit, in der nichts gewiss ist und die meisten Vorhersagen schon nach kürzester Zeit überholt sind, können auch Zwänge und rigide Strukturen aufbrechen. Wenn nichts gewiss ist, ist alles möglich: die Dinge können sich anders ordnen und neu zusammenfinden. Wenn uns dieser Perspektivwechsel gelingt, können Angst und Neugier Hand in Hand gehen und wir können das lähmende Gefühl der Überforderung in ein Gefühl der gestaltenden Herausforderung verwandeln und vielleicht sogar eine Faszination für das unbekannte Neue entdecken.

Die Krisen drängen jede*n Einzelne*n von uns dazu, das eigene Leben zu überdenken. Die Momente, in denen wir uns ohnmächtig fühlen und mit der eigenen Endlichkeit konfrontiert werden, stoppen unser Rennen im Hamsterrad. Wir kommen in Berührung mit den existenziellen Fragen des Lebens, seinem Wert, seiner Fragilität, der Frage nach dem Sinn. Anstatt die offenen Fragen dieses vernebelten Zwischenraums zu überspringen (wir wollen ja unangenehme Zustände so schnell wie möglich hinter uns lassen) könnten wir uns doch auch darauf einlassen und seinen Wert und seine Optionen erforschen.

Jede*r Einzelne von uns ist wichtig, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen

Jede*r hat einen Einfluss – wie ein Wassertropfen, der seine Kreise zieht. Je besser wir uns auf uns selbst und unsere inneren Kräfte einlassen, desto sicherer und klarer können wir der Ungewissheit begegnen und auf unsere Weise in unserem Wirkungskreis einen Unterschied machen.

Ich lade Sie ein, einfach einmal still zu werden in dieser lauten Welt und sich mit sich selbst zu verbinden

Denn diese Verbindung ist uns sicher. Wecken Sie in dieser Stille Ihre eigenen Sinne: welche Geräusche höre ich? Welche Körpergefühle kann ich wahrnehmen? Wonach riecht es? Wie fließt mein Atem? Welche Gedanken wollen sich formen? Tauchen innere Bilder auf? Wohin zieht es mich?

Manchmal finden wir dadurch Antworten oder Ideen, mit denen wir gar nicht gerechnet haben.

Gerne möchte ich auf folgendes Kursangebot hinweisen:

Rückkehr ins Leben – Fülle erfahren trotz Trauma

In belastenden oder bedrohlichen Situationen läuft automatisch ein Notprogramm in unserem Körper ab: Kampf, Flucht, Erstarrung oder Kollabieren. Erst wenn die dabei mobilisierte immense Energie entladen wurde, ist für den Körper die Gefahr vorbei. Bleibt die Energie im Körper gebunden, bleiben wir weiterhin in Alarmbereitschaft. Das wirkt sich gravierend auf unsere Beziehungsfähigkeit, Lebensfreude und unser Konzentrationsvermögen aus.

Im geschützten Raum der Kleingruppe werden wir an vier Abenden mit körperorientierten Ansätze wie Somatic Experiencing® oder Focusing und mit den Erkenntissen aus der Polyvagaltheorie arbeiten, um die Selbstregulation im Nervensystem (wieder-)herzustellen und die gebundene Energie zu befreien. Der Kurs ist nicht für Menschen geeignet, die sich in einer akuten psychischen Krise befinden.

Termine: 24. Mai, 14. Juni, 28. Juni, 12. Juli 2022 von 19 – 21 Uhr.

Kosten: 140 €

Sprechen Sie mich bei Interesse gerne an.

Herzliche Frühlingsgrüße

Ariane Wahl

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