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Wenn ich einen Wunsch frei hätte….

Wenn ich als Coach nach all den Jahren, in denen ich im arbeitsweltlichen Kontext unterwegs bin, einen Wunsch frei hätte, dann würde ich mir eine entwicklungs- und menschenorientiertere Haltung in Organisationen wünschen.

Frederic Laloux, ein Pionier der modernen Organisationsentwicklung, hat sich in seinem Buch „Reinventing Organizations – ein Leitfaden zur Gestaltung sinnstiftender Formen der Zusammenarbeit“ damit beschäftigt, eine Form der Führung aufzuzeigen, in der Mitarbeiter*innen erfolgreich ihre Potenziale zum Wohle der Organisation entfalten und einsetzen können. Er vergleicht Organisationen mit der Natur und beschreibt sie als „evolutionär“, weil sich dort „der selbstorganisierende Drang, der jeder Zelle und jedem Organismus innewohnt, zeigt. Dabei braucht es keine zentrale Autorität, die Befehle gibt und die Entscheidungen trifft“ (Laloux 2015, S. 54). Entsprechend dieser Natur-Metapher sieht er auch Organisationen als Lebewesen, in denen der Mensch als lebendiges Element danach strebt, seine Fähigkeiten zu entfalten und seinem Umfeld zur Verfügung zu stellen. Auch wenn dieser Gedanke auf den ersten Blick neu erscheint, entspringt diese Grundhaltung dem Kerngedanken der humanistischen Psychologie, die die Grundlage zahlreicher pädagogischer und beraterischer Konzepte bildet. Insbesondere die von Carl Rogers in den 40er Jahren begründete Personzentrierte Psychotherapie scheint den von Laloux definierten organisationalen Grundbedingungen in vielen Punkten zu entsprechen. Bereits 1981 hat Rogers folgende Aussage getroffen: „Das Paradigma der westlichen Gesellschaft lautet, daß der Mensch im Grunde gefährlich ist; deshalb müsse er belehrt, geführt und kontrolliert werden. Doch unsere Erfahrung hat gezeigt, daß ein anderes Paradigma für den einzelnen als auch für die Gesellschaft weitaus effektiver und konstruktiver ist. Diese besagt, daß die Menschen, sofern ein geeignetes Klima vorhanden ist, vertrauenswürdig, schöpferisch eigenmotiviert, tatkräftig und konstruktiv sind“ (Rogers 1981, S. 103f). Um eine neue und am Menschen und seiner Entfaltung orientierte Umgebung zu schaffen, bedarf es nicht nur Führungskräfte, die diese Haltung vorleben und im Arbeitsalltag umsetzen, sondern auch Mitarbeitende, die einen entsprechenden kollegialen Umgang pflegen. Damit dies möglich wird, muss zuerst ein Klima des Vertrauens und der Sicherheit geschaffen werden – gerade in Zeiten von Corona ist diese Grundbedingung von besonderer Bedeutung.

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